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Windows on ARM gegen macOS on ARM - ein Vergleich von Apple mit Birnen - DrWindows

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Für reichlich Aufsehen hat Apple vor einigen Wochen mit der Ankündigung gesorgt, künftig voll und ganz auf ARM-Prozessoren umzusteigen. Es hat selbstverständlich nicht lange gedauert, ehe es aus dem Windows-Lager schallte: Seht ihr Microsoft, so geht das, wenn man es wirklich ernst meint.

Die Diskussion wurde in dieser Woche neu entfacht, als der ehemalige Top-Manager von Apple, Jean-Louis Gassée, auf Medium behauptete, Microsoft müsse dem Apple-Beispiel folgen, um langfristig mithalten zu können. Dem möchte ich mit allem Respekt und in aller Deutlichkeit widersprechen, denn die Unterschiede zwischen Apple und Microsoft könnten im Hinblick auf die CPU-Strategie nicht unterschiedlicher sein.

Ich will allerdings eine Sache vorweg schicken: Es geht mir nicht darum, Microsoft hinsichtlich der Geschwindigkeit bei der Entwicklung von Windows on ARM zu verteidigen. Es passiert zu wenig, und es passiert zu langsam, daran gibt es keinen Zweifel.

Dennoch sind die Rahmenbedingungen bei Apple anders. In deren Ökosystem werden Neuerungen, und seien sie noch so radikal, von Kunden und Entwicklern mit einem „oh, interessant, das schauen wir uns doch gerne mal an“ aufgenommen, während die Windows-Welt selbst auf kleine Veränderungen mit einem „was soll denn der Scheiß schon wieder“ reagiert. Eine historische Analyse, was beiden Welten an diesen Punkt geführt hat, wäre sicher ebenfalls interessant, für den Moment begnügen wir uns mit der Feststellung, dass es eben so ist: Einen solch radikalen Umbruch wie den Wechsel von Intel auf ARM mit einem definierten Stichtag kann nur Apple durchziehen, niemand sonst.

Apple tut das selbstverständlich auch, weil sie in der ARM-Architektur Vorteile sehen. Die primäre Motivation aber ist, Hard- und Software vollständig selbst in der Hand zu haben, nicht mehr von Intel abhängig zu sein und letztlich mehr Geld mit der Hardware zu verdienen.

Bei Microsoft und Windows sieht das komplett anders aus: Sich von Intel zu lösen, hat man überhaupt nicht vor. Windows on ARM existiert zwar einzig aus dem Grund, Intel in den Hintern zu treten, aber es geht dabei nicht darum, Intel vor die Tür zu setzen, sondern sie anzutreiben, bessere CPUs für Windows zu bauen. Das hat mit Windows RT funktioniert und mit Windows on ARM ebenfalls. Intels Project Athena ist eine unmittelbare Antwort auf Windows on ARM.

Außerdem geht es Microsoft nicht darum, eine bestimmte Hardwareplattform zu pushen, sondern um Auswahl. „CPU-Diversität“ hat Panos Panay das genannt, je nach Anwendungsfall soll einfach die CPU zum Einsatz kommen, welche die jeweiligen Anforderungen komplett erfüllt.

Die alleinige Kontrolle über Hard- und Software zu übernehmen, steht bei Microsoft ebenfalls nicht auf dem Plan. Windows ist ein Partner-Ökosystem, in erster Linie sollen die OEMs damit Geld verdienen. Intel, AMD und Qualcomm in einen Preiskrieg zu treiben, sollte daher das vorrangige Ziel sein – dann verdienen die OEMs mehr Geld. Außerdem: Ein vollständiger Umstieg von Intel bzw. x86 auf ARM wäre für Windows der Wechsel von einer Monokultur in eine andere. Wo soll da der Vorteil sein?

Es ist nicht immer inkonsequent, sondern oft schlicht pragmatisch und sinnvoll, was Microsoft tut. Es wurde beispielsweise kritisiert, dass man bereits eine native Office-Version für macOS on ARM fertig hat, während Office auf Windows on ARM nach wie vor teilweise auf die x86-Emulation setzt. Der Grund ist simpel: Eine native Office-Version für Windows on ARM wäre mit zahllosen AddOns und Makros nicht kompatibel, sie wäre somit schlechter als die teilemulierte Variante.

Im Herbst war ich äußerst skeptisch, was Windows on ARM betrifft. Weil ich ungeduldig war. Weil ich dachte, es müsse jetzt endlich mal so richtig los gehen. Gleichzeitig fürchtete ich, dass Microsoft bei kurzfristig ausbleibendem Erfolg schnell wieder den Stecker ziehen würde. Ich mag das nach wie vor nicht ausschließen, aber ich bin inzwischen sehr viel zuversichtlicher, dass die Strategie langfristig angelegt ist.

Als intensiver Beobachter von Microsoft muss man viele Tugenden besitzen, eine davon ist Geduld. Nicht nur, weil bei Microsoft in der Tat viele Dinge länger dauern als woanders, sondern auch, weil Microsoft anders kommuniziert als beispielsweise Apple.

Ein Beispiel: Während Microsofts Fluent Design Jahre nach seiner Ankündigung noch immer ein Papiertiger ist, schüttelt Apple mit macOS Big Sur „mal eben“ ein wunderschönes, konsistentes und durchgängiges Oberflächendesign aus dem Ärmel. Das haben sie selbstverständlich nicht getan, sondern sie haben jahrelang daran gearbeitet, getüftelt und gefeilt, Ideen geboren und wieder verworfen, geschwitzt und geflucht, bis es endlich fertig war. Wer weiß, vielleicht haben sie sogar länger dafür gebraucht als Microsoft mit dem Fluent Design, aber davon haben wir nichts mitbekommen. Weil Apple erst redet, wenn sie liefern.

Microsoft tut das Gegenteil, hier hat man manchmal den Eindruck, Ideen werden direkt nach ihrer Entstehung euphorisch hinausposaunt, obwohl man noch gar keinen Plan hat, wie man diese überhaupt umsetzen möchte. Das hat den Vorteil, dass man als interessierter Beobachter von Anfang an dabei ist, aber eben auch den Nachteil, dass Ungeduld entsteht. Ich will mir daher gar nicht wünschen, dass Microsoft sich grundlegend ändert. Ein bisschen später kommunizieren, ein bisschen mehr Fertiges zum Vorzeigen haben, und ein bisschen hartnäckiger am Ball bleiben – das würde mir schon völlig genügen.




July 17, 2020 at 02:16AM
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